Installation des historischen "Duhner Reichstages"

Duhner Reichstag mit dem "Mors" eingeweiht

DUHNEN. Die Klaus-Kamp-Stiftung hat jetzt ein schönes Stück Bädergeschichte zu neuem Leben erweckt: Gestern Mittag wurde auf dem Deich vor dem Strandhotel Duhnen der sogenannte Duhner Reichstag an die Bürger des Ortsteils und an die Gäste übergeben. Die solide gearbeitete Bank aus Lärchenholz wurde von vier Duhner Urgesteinen im Beisein vieler Schaulustiger sozusagen mit dem "Mors" eingeweiht.
"Ich erinnere mich noch an die Originalbank. Als Schulmädchen nahm ich in den 1930er-Jahren oft auf der Lehne Platz. Neben mir saßen einige alte Herren, die viel erzählten und mich nur ungern gehen ließen, damit ich meine Hausaufgaben machen konnte", erinnerte sich gestern anlässlich der Einweihung des Duhner Reichstages Gerda Feindel. Die mittlerweile 98-jährige Dame ist ein echtes Duhner Original und nahm auf der neuen Bank mit Heinz Pape, Alfred Müller und Siegfried Heinsohn neben drei weiteren echten Duhnern Platz.
Kristian Kamp, Sohn des ehemaligen Hoteliers Klaus Kamp, der der 2006 gegründeten Stiftung den Namen gibt, erinnerte in seiner launigen Ansprache an den Original Duhner Reichstag. In den 1920er-Jahren nahmen auf der Bank ganz in der Nähe des damaligen Bootsschuppens regelmäßig einige Duhner Platz und amüsierten sich über die Einheimischen und über die teilweise "komischen Kurgäste".
"Jetzt dürfen sich Duhner und Gäste in dem ansonsten so politisch korrekten Duhnen endlich wieder einmal genüsslich das Maul zerreißen", scherzte Kristian Kamp, der seinen Stiftungs-Kollegen Ulrich Schmarje und Burkhard Schmidt für deren unermüdliches Engagement für den Kurteil Duhnen ausdrücklich Dank sagte.
Im Beisein des Ausrufers Albert Hermann alias Günter Kruggel wurde allen Anwesenden ein Korn gereicht und auf den neuen Duhner Reichstag angestoßen. Apropos: Neben der Bank informiert ein Schild über die Historie.
Von Jens Potschka // Foto: Potschka (CN Online)

"Duhner Reichstag" (1925 - 1939)

Auf der Bank vor dem Rettungsbootschuppen am Strand sah man seit den 20er Jahren vier betagte Duhner sitzen. Sie bildeten zusammen den "Duhner Reichstag". Man nannte Sie so, weil sie sehr viel redeten. Nicht nur die Wahrheit. Im Gegenteil. Sie verstanden es vorzüglich, Tatsachen und Erdichtetes so geschickt miteinander zu verbinden und so spannend vorzutragen, dass die "armen" Zuhörer nicht mehr merkten, woran sie waren.

 

Die Gäste also, die für die örtlichen Geschehnisse besonders aufgeschlossen zu sein pflegten, waren willkommene Opfer dieser Originale, denn deren Wissbegierde befriedigten sie durch ein Gemisch aus Seemanns-, Fischer- und Jägerlatein. Wer ihnen aber einmal auf die Schliche kam, der nahm ihre Worte dennoch nicht übel, denn sie waren stets humorvoll und ohne Bitterkeit.

So wurden diese Männer, die einen beschaulichen Lebensabend auf der Bank am Strand verbrachten- beginnend Ende der 20er Jahre- zu einem Begriff für alle Duhner Stammgäste. Sie blieben es, bis der Tod sie trennte.

 

Die vier, die hier in so beschaulicher Ruhe beieinandersitzen, leben schon lange nicht mehr. Links sehen wir Johann-August Pape, den alten Duhner Dorfschuster. Daneben Claus Heinsohn und Claus Kammann, beide Begründer der noch heute bestehenden Pensionen und Hotels, und schließlich August "Bütt" Müller, den letzten Duhner Wattfischer, der trotz des harten Berufsleben immer guter Dinge war. Sonst hätte er auch wohl nicht zum "Duhner Reichstag" gehört.